Social Youth: Zeitreise zurück in die Jugend
01.10.2015 Aliaksei Elyashevich | Allgemein, Social Trend
Immer wieder fragen wir uns, was die Jugend im Netz macht und welche Plattformen sie eigentlich nutzt. Das digitale Verhalten unterscheidet sich je nach Alter stark.
Durch Befragungen und Beobachtungen haben wir einige Entwicklungen gefunden, die uns sehr überrascht haben.
Social Youth: Zeitreise zurück in die Jugend.
Smartphone ist Standard
Mit 12 Jahren ist der Besitz eines Smartphones in der heutigen Zeit normal, auch die ein oder anderen 8-jährigen sind bereits mobil im Internet unterwegs. Im Jahr 2000 hätte man in diesem Alter wohl angefangen, Zeitschriften zu lesen oder Sport zu treiben. Aber – auch wenn es viele noch nicht gemerkt haben oder wahrhaben wollen – Wir sind bereits im Jahr 2015.
Das Smartphone – der ständige Begleiter rund um die Uhr
Es gibt nichts Bedeutenderes und es geht nicht ohne. Egal ob untereinander oder zum schnellen Austausch mit den Eltern. Die Jugend interagiert online. Selbst moderne Lehrer nutzen den Austausch über das Smartphone mit ihrer Klasse. Gleichzeitig zählt ein modernes Smartphone für die Jugend zu einem der wichtigsten Statussymbole. Wer ernsthaft glaubt, dass er die Jugend mit Magazinen oder der aktuellen Tageszeitung wirkungsvoll erreichen kann, wird wohl auch noch die Pferdekutsche für ein Fortbewegungsmittel der Zukunft halten.
Doch welche Kanäle und Apps nutzt die Jugend eigentlich?
WhatsApp ist der Jugendstar
Von vielen Erwachsenen gehasst oder für überflüssig abgestempelt, aber gerade bei der Jugend zum Superstar aufgestiegen – WhatsApp.
Ja, es gibt die SMS. Eigentlich braucht man doch keine App, um Nachrichten zu verschicken? Eigentlich kann man auch die alten Puma Schuhe tragen. Trotzdem sind Air Max gerade im Trend.
Die Jugendlichen schätzen vor allem die Möglichkeit der Gruppenchats. Mit der ganzen Klasse, den besten Freunden, der Trainingsgruppe beim Sport oder auch mit Fremden, die die gleichen Interessen teilen, kann man sich in Gesprächsgruppen zusammenfinden. Mal schnell die Verabredung fürs Wochenende organisiert? Ruck zuck eine Gruppe eröffnet, alle Freunde, die man dabeihaben will, hinzugefügt und los geht die Abstimmung.
Auch lustige Bilder, Videos oder Handyfotos lassen sich unkompliziert und schnell versenden, genauso wie der aktuelle GPS-Standardort, Kontakte aus dem Telefonbuch oder Audiodateien. Mit Sprachnachrichten und der neuen Telefonfunktion ist WhatsApp zum Multitalent geworden. Alles in einer App und alles auf einen Blick. Einfach und unkompliziert.
Instagram schlägt Polaroid
2000: Wir sammeln unsere Sticker in Sammelbüchern. Unsere Eltern kleben mühevoll sortierte und im Fotoladen entwickelte Fotos in entsprechende Alben.
Auch wenn man heute noch immer Fotoalben kaufen kann und auch vereinzelt gedruckte Fotobücher wieder zu Geschenkehits der Mid-Ager wurden, ist all das für die heutige Jugend uninteressanter als die Plattensammlung ihrer Eltern.
Doch bedeutungslos ist das Sammeln und Aufbereiten von Fotos keinesfalls für die Jugend von 2015, denn Instagram ist die moderne Fotoplattform für Jugendliche.
Einfach mal schnell ein Bild gemacht? So leicht ist das nicht!
Der Aufwand der Jugendlichen beim Veröffentlichen von Fotos ist sehr hoch. Es wird genau überlegt und geplant. Die Pose muss stimmen, der Hintergrund auch. Passende Retusche und noch ein Filter drüber. Dann kann das Bild in die unendlichen Instagram-Weiten starten. Je schöner, desto mehr Likes. Je provokativer, desto mehr Kommentare. Und bloß keine Fehler machen bei der Bildauswahl, sonst ist der Shitstorm schon um die Ecke.
YouTube? Das war doch das mit den Videos?
YouTube ist das MTV der Gegenwart. YouTube ist die Plattform, um schnell das 20-Sekunden-Handyvideo zu verbreiten. YouTube ist das Medium, über das ich die Video-Blogs von meinen Freunden schauen kann. Auf YouTube wird die Schülerband durch Fans und Teilen weltbekannt. YouTube bringt der Jugend Mathe mit vielen kostenlosen Lernvideos bei. YouTube unterhält mit lustigen Videos. Auf YouTube gibt es unzählige Stars mit vielen Tausend Fans, die täglich bekannter werden. YouTube… YouTube… YouTube…
YouTube vereint all das, was vor 10 Jahren mehrere TV-Sender und Studios nicht hinbekommen haben – Eine Plattform, auf der ALLES zu finden ist und JEDER mitmachen kann.
In Kombination mit der heutigen Smartphone-Technik hat die Jugend die Video-Generation längst eingeleitet. Während sich der Mid-Ager ab und zu mal auf dieser Plattform verläuft, verbringt die Jugend zum Großteil viele Stunden täglich auf diesem Videoportal.
Facebook ist DIE Plattform für junge Leute?
Zu den großen Marketing-Irrtümern gehört, dass man die jungen Menschen am besten bei Facebook erreicht.
Sicher gilt, Facebook ist die größte deutschsprachige Social Media Plattform und wächst weiter. Vor allem auch bei den älteren Usern sind große zuströme zu verzeichnen. Doch gerade Letzteres führt auch gleichzeitig zur Abwanderung der Jugend. Die Jugend ist verständlicherweise gerne unter sich. Big Daddy is watching you? Das ist ziemlich out. Welche Tochter möchte schon gerne die Fotos vom letzten Mädelsabend oder den Post aus Liebeskummer virtuell mit ihren Eltern diskutieren?
Die App von Facebook darf zwar auf dem Smartphone nicht fehlen, aber nur noch als Langeweilekiller durch lustige Sprüche und Videos. Das eigene Profil wird kaum noch gepflegt und den neusten Tratsch gibt es schon längst wo anders.
Nicht nur Facebook, sondern auch die User sind in die Jahre gekommen.
Und wenn es mal richtig langweilig wird…
…dann gibts noch Handyspiele wie Candy Crush oder Flappy Bird. Natürlich mit sozialer Verknüpfung für den Wettkampf mit allen Freunden um die beste Punktzahl zum Abrufen. Auch der MP3-Player, Livestreams oder Stöbern auf den gespeicherten Dateien auf dem Handy können den langweiligen Tag schnell retten.
Die Jugend ist abwesend, unerzogen und schaut nur aufs Handy…
…so wird es von den Älteren immer wieder vorgeworfen.
Das Interessante an dieser Entwicklung isst jedoch, dass die Jugend nichts mit der realen Welt zu tun haben möchte, aber vernetzter als je zuvor ist.