Sozial, dissozial und digital: Wie sozial ist Social Media wirklich?

Social Media Logos

01.11.2015 Aliaksei Elyashevich | Allgemein, Social Trend

Social Media hat einen sehr sozialen Namen. Verfechter des Internets und der digitalen Welt behaupten jedoch, dass gerade diese Medien das soziale Leben zerstören. 

In diesem Artikel geht es darum, ob moderne Medien und das Internet sozial sein können und was man darunter versteht. 

“Das Internet muss gestoppt werden” 

“Die Entwicklung macht unsere Gesellschaft kaputt”. 

Viele Kritiker hassen die digitale Welt. 

 Wie alles begann 

Wir blicken in diesem Artikel nicht auf die Geburtsstunde des Internets zurück. Die Reise beginnt mit dem Web 2.0. Das Gabler Wirtschaftslexikon definiert unter Web 2.0 eine in sozio-technischer Hinsicht veränderte Nutzung des Internets. Der User macht mit. Er nimmt am Internet teil. 

Medienunternehmer Tim O’Reilly bemerkte bereits 2004 die neue Generation Web 2.0. User Generated Content trat in den Vordergrund. Nicht die Technik hat sich entwickelt, sondern der User. 

Social Media überrollte das Web 2.0. Mitmachnetzwerke und Netzgemeinschaften starteten durch. Der User entwickelte sich vom Zuschauer zum Mittelpunkt der digitalen Welt: Austausch von Meinungen, Eindrücken, Erfahrungen und Erlebnissen, egal ob Text, Bild, Audio oder Video. 

2015. Die Gegenwart. Smartphones und Internet haben uns versklavt. Was früher nur mit Modem am Heim-PC für hohe Kosten möglich war, ist heute längst für jeden bezahlbar und das rund um die Uhr – digitale Kommunikation.

Doch nun Platz für die Kritiker 

“Soziale Netzwerke schädigen soziale Fähigkeiten” schrieb bereits im Juni 2012 Kommunikationsexperte Robert Spengler in einem in der “Welt”. Er kritisiert die Einbußen bei persönlichen Gesprächen. “Die direkte Kommunikation leidet” – so der Autor.  

Und jetzt, knapp 3 Jahre später, sind wir viele Stufen weiter. Der Mensch digitalisiert sein Leben. Das Smartphone hat das Gespräch abgelöst. Der virtuelle Kontakt besiegt das Gegenüber. 

Noch früher, im Jahr 2008, stellte Lambert Heller bereits in einem Artikel fest, dass wir zu vernetzten Einzelgängern geworden sind. 

Und was ist jetzt mit uns? Wie leben wir eigentlich? 

Noch nie war es so einfach, allen Freunden gleichzeitig mitzuteilen, wo man gerade im Urlaub ist. Die neue Freundin präsentiert man direkt bei Facebook.  

Postkarte? Nein, die Urlaubsfotos kommen auf Instagram.  

Noch kurz vom Einkauf im Elektrofachmarkt werden online die Preise gecheckt oder verglichen.  

Nach einem kurzen Check der finanziellen Lage im Online-Banking wird dann das neue Gerät gekauft. Natürlich wird die Freude gleich mit wichtigen Freunden geteilt und ein Foto per WhatsApp an den besten Kumpel geschickt. 

Auch die Heimreise gestaltet sich einfacher. Schnell per Handyapp die Bus- und Bahnverbindung nach Hause gesucht. Die Heimfahrt wird mit angesagter Musik und dem neuen eBook verbracht – natürlich ist für all dies nur unser Smartphone nötig.  

Noch schnell vorm Aussteigen aus der Bahn das Abendessen bestellt und schon kann man unbesorgt den Rest des Tages mit Tablett oder Notebook verbringen. 

Die rein zahlenmäßig betrachtete Zahl an “sozialen Kontakten” ist in der heutigen Zeit auf jeden Fall höher, als sie es vor Jahren war. Aber was definitiv zerbricht sind echte menschliche Begegnungen. 

Und wie sieht es im Arbeitsalltag aus? Wie bilden wir uns weiter?  

Virtuelle Teams arbeiten über die ganze Welt verteilt an gemeinsamen Projekten. Verkauft wird online. Das Angebot wird per E-Mail verschickt. Dokumente werden digital im DMS abgelegt und in Sekunden gefunden, ohne dass man noch ein Blatt Papier benötigt. 

 Heute laufen nahezu alle Bewerbungen digital. Elektronische Vorsortierung. Aufbereitung der Daten. Direkte Bearbeitung durch den richtigen Ansprechpartner. Automatisiertes Anfordern aller Informationen, die der Personaler gerne hätte. 

Statt vielen Rundmailings erreicht der wöchentliche Firmennewsletter nun digital die Kunden des Unternehmens. Auf dem in der Homepage eingebauten VLOG veröffentlicht man statt schwarz-weißen selbst kopierten A5-Flyern professionelle Videos mit neusten Produkt- und Unternehmensinformationen. Rechnungen werden per E-Mail verschickt. Der Kunde kann Supportanfragen selbst im vorgesehen Web-Portal des Unternehmens stellen. 

Über neue Entwicklungen tauscht sich die Forschungsabteilung der Firma bei Facebook mit den Kunden aus, während die Presseabteilung bei Twitter die neusten Aktienkurse kundtut. 

Das große Schulungscenter wurde längst geschlossen. Stattdessen gibt es nun wöchentliche Online-Webinare. Keiner muss mehr den Arbeitsplatz verlassen, um up to date zu sein, nicht mal, wenn er im Homeoffice sitzt. 

Soziale Kontakte wachsen. Sie werden immer mehr. Die Kommunikation pulsiert in alle Richtungen. Und jeder kann so einfach mitreden wie nie zuvor. 

Ob die soziale Qualität einer persönlichen 10-Minuten-Einweisung höher ist als ein gut vorbereitetes interaktives Einweisungswebinar von einer Stunde, das auch dank Aufzeichnung immer wieder gesehen werden kann, lassen wir es mal dahingestellt. Ob eine gut vorbereitete Social Media Botschaft und individuelle Betreuung des Feedbacks dissozialer ist als das personalisierte Rundmailing und die persönliche Nachtelefonie – die Meinungen mögen auseinandergehen. Doch sicher ist, die Menge an sozialen Kontakten pro Zeiteinheit ist so groß wie nie zuvor. Die Aufbereitung und Verpackung der Informationen sind hochwertiger und vielfältiger als nie zuvor. Aber morgen sind wir schon wieder einen Schritt weiter. 

Und sind nun soziale Medien wirklich sozial? Wie sozial sind wir geworden?  

Ob es nun zu einem Zerfall der persönlichen Kommunikation gekommen ist und ob wir am Internet kaputt gehen, das kann man nicht sagen. 

Fakt ist jedoch, unser soziales Leben und unser soziales Miteinander ist anders geworden. Es ist nicht dissozial. Es ist anders sozial – digital sozial. 

Egal ob privat oder geschäftlich, wir müssen uns anpassen. Die Digitalisierung ist erst am Anfang und explodiert weiter. Egal ob wir wollen oder nicht. 

Gerade für Unternehmen ist es wichtig, das Geschäftsmodell immer weiter anzupassen. Wer sich nicht entwickelt, wird überrannt.  Jede Branche wird von Neuerungen überfallen. Selbst Branchenführer und heutige Vorreiter dürfen niemals eine innovative Pause machen. Denn digital gilt sicher – wer bremst verliert. Wer hingegen die Digitalisierung nutzt, der kann ganze Märkte erobern und Mitbewerber selbst bei Sonne im Schatten stehen lassen. 

Aber vor allem privat darf man auch eins nicht vergessen, das echte Leben hat nicht nur die beste Grafik, sondern bietet auch viele vergessene Werte und Freiheiten. Eine Unterhaltung im Restaurant kann man auch mal führen, ohne das Smartphone in der Hand zu halten. Und beim Feiern im Club kann man auch bei größtem Trennungsschmerz zu seinen virtuellen Freunden den Abend genießen und diejenigen wertschätzen, die den Abend persönlich mit einem teilen. Solange man sich privat den Luxus leisten kann, ein paar Stunden offline zu sein, sollte man ihn sich gönnen. Denn Unternehmen können dies schon lange nicht mehr.

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